Homosexualität in Russland und ein hellblauer Ton

Homosexualität in Russland

Oder was bedeutet Hellblau – голубой. TL-Blog: Wie Homosexualität in Russland behandelt wird? Gesetze und Meinungen

Vor einiger Zeit schrieb ich einen Artikel über das Wort Hellblau (голубой), das ich mit Vorsicht zu verwenden riet, weil es nicht nur für eine Farbe, sondern auch für eine nicht-traditionelle sexuelle Orientierung steht.

Vor kurzem habe ich einen Kommentar bekommen, worauf ich entschieden habe, mehr darüber zu schreiben.

Der Kommentar lautete: … Ich finde es gut, auf so etwas hinzuweisen. Gibt aber sicher viele hier, die das bewusst falsch verstehen wollen und sich in ihrem Vorurteil über RU als homophobe Gesellschaft bestätigt sehen

Klar, in Europa ist es total unangemessen, sogar beschämend, homophob zu sein. Gleichgeschlechtliche Liebe wird uns überall angepriesen: in den Filmen, in den Büchern, sogar in Zeichentrickfilmen und Kinderliteratur. In dem letzten Film, dass ich gesehen habe, waren die Hunde schwul … Manchmal habe ich das Gefühl, dass wenn man nicht schwul ist, ist man … keine Ahnung … insuffizient?

Also, wieso muss man in Russland mit den so wichtigen und würdigen Schwulbegriffen vorsichtig umgehen?

In Deutschland schwärmt man für die Gesetze. Und hier fange ich an.

Homosexualität in Russland – Gesetze

Im Gesetzbuch der Russischen Föderation über Ordnungswidrigkeiten gibt es ein Artikel Nummer 6.21. von 29.06.2013 N 135-ФЗ. Der heißt: Förderung nicht-traditioneller sexueller Beziehungen zwischen Minderjährigen.

Er lautet:

Propaganda für nicht-traditionelle sexuelle Beziehungen unter Minderjährigen,
die sich in der Verbreitung von Informationen ausdrückt, die darauf abzielen,
nicht-traditionelle sexuelle Einstellungen unter Minderjährigen zu bilden,
nicht-traditionelle sexuelle Beziehungen attraktiv zu machen,
eine verzerrte Wahrnehmung der sozialen Gleichwertigkeit traditioneller und nicht-traditioneller sexueller Beziehungen zu erzeugen oder
Informationen über nicht-traditionelle sexuelle Beziehungen zu vermitteln, die das Interesse an solchen Beziehungen wecken, wenn diese Handlungen keinen Straftatbestand erfüllen,

wird mit einem Bußgeld belegt:

1. für einen einfachen Bürger – bis zu 5000 Rub.
2. für Amtpersonen – bis zu 50000 Rub.
3. für die Firmen – bis zu 1000000 Rub. oder administrative Aussetzung der Tätigkeit für bis zu neunzig Tage

Wenn das unter Einsatz von Massenmedien (Radio, Fernsehe, Internet) gemacht wurde, wird es teurer:

1. für einen einfachen Bürger – bis zu 100000 Rub.
2. für Amtpersonen – bis zu 200000 Rub.
3. für die Firmen – bis zu 1000000 Rub. oder administrative Aussetzung der Tätigkeit für bis zu neunzig Tage

Wenn das ein Ausländer (!!!) machen würde …

Was die Ausländer betrifft

1. Ohne Medien.

Verhängung einer Verwaltungsstrafe in Höhe von viertausend bis fünftausend Rubel mit verwaltungsrechtlicher Ausweisung aus der Russischen Föderation oder Verwaltungshaft bis zu fünfzehn Tagen mit verwaltungsrechtlicher Ausweisung aus der Russischen Föderation.

2. Durch Medien.

Verhängung einer Verwaltungsstrafe in Höhe von fünfzigtausend bis einhunderttausend Rubel mit verwaltungsrechtlicher Ausweisung aus der Russischen Föderation oder Verwaltungshaft bis zu fünfzehn Tagen mit verwaltungsrechtlicher Ausweisung aus der Russischen Föderation.

Eigentlich nicht so schlimm – 800 € und ein Rausschmiss aus dem Land. Oder nur 15 Tage Gefängnis und dann der Rausschmiss. Ob man danach irgendwann noch ein Visum bekommt, steht nicht da.

Natürlich geht es in dem Gesetz nur um Propaganda unter jungen Menschen. Aber wer garantiert, dass Ihre Worte über Homosexualität nicht von einem Teenager gehört werden, der zufällig vorbeikommt? Oder dass er zufällig Ihren Twitt liest?

Als ich mich entschloss, das zu schreiben, habe ich meine Bekannten gezielt nach Homosexuellen gefragt. Wie es sich herausstellte, hat kaum jemand einen Homosexuellen live gesehen 🙂

Homosexualität in Russland – Meinungen

Manche sind davon überzeugt, dass es mehr Schein als Sein ist. Showbusiness, Mode …
Einige glauben, dass es eine Geisterkrankheit ist.
Die andere sagen, solange sie mich in Ruhe lassen, ist das nicht mein Problem.
Manche behaupten, dass in der Regierung alle schwul sind.
Einige sehen keinen Unterschied zwischen einem Homosexuellen und einem Pädophilen und meinen, man solle sie alle töten.
Manche setzen Worte in die Tat um. Solche sucht meine Freundin, die in der Kriminalabteilung arbeitet.

Russland ist ein großes Land, und die Einstellung gegenüber Homosexuellen ist von Region zu Region unterschiedlich, aber im Allgemeinen ist Homosexualität in Russland vorurteilsbeladen und negativ. Es ist peinlich, homosexuelle Menschen um sich zu haben, vor allem unter Verwandten. Es ist nicht angemessen, darüber zu sprechen oder dafür zu werben.

Wenn zwei Männer in einem Arbeiterviertel einer beliebigen Stadt oder in der Provinz anfangen, Händchen zu halten oder sich zu umarmen, wird das höchstwahrscheinlich nicht gut ausgehen (auf jeden Fall müssen sie sich auf eine Schlägerei vorbereiten).

Die antiwestliche Propaganda stützt sich heute hauptsächlich auf die These: „Die da drüben sind alle LGBT und wollen dich und deine Kinder zu LGBT machen. Dies ist das wichtigste offizielle Schreckgespenst.“

Homosexualität in Russland in den großen Städten

In den größeren Städten, wie Moskau oder St. Petersburg, gibt es Schwulenclubs. Die Leute kommen wegen einer entspannten Atmosphäre, einem Gefühl von Freundlichkeit und Feiern dorthin. In diesen Städten haben die Schwule auch die besten Karrierechancen, besonderes unter den kreativen Berufen wie Modeschöpfer, Stylisten, Makeupper, Showdirektoren, Blogger usw. Darin liegen ihre Stärken: Ihre Emotionalität, ihr Sinn für Schönheit und ihr Perfektionismus helfen ihnen, Meisterwerke zu schaffen.

Es gibt auch radikalisierte Regionen: Dagestan, Tschetschenien. Es ist lebensgefährlich, dort zuzugeben, dass man schwul ist.

In anderen Teilen Russlands – im Ural, in Sibirien, in Tatarstan und im Fernen Osten – erwarten Mitglieder homosexueller Gemeinschaften schiefe Blicke, Spott, Misstrauen und Unverständnis.

Das Wort „Homosexueller“ hat auf Russisch viele Synonyme, und alle sind Schimpfwörter (гей, педераст, голубой, гомосек, пидорас, педик, гомик, петух …)

Andererseits wurde das Buch „Sommer in der Pionierkrawatte“ (Лето в пионерском галстуке) von Katerina Silvanova und Elena Malisova 200.000 Mal verkauft. Trotzt der gemischten Reaktionen 🙂 Die Geschichte erzählt, wie sich der Pionier Yurka in den Pionier Vovka verliebt und wie sie ihre Leidenschaft verbergen müssen.

Ich will nicht beurteilen, was richtiger ist: das Aufdrängen der homosexuellen Beziehungen oder ihre Bekämpfung. Vielleicht liegt die Wahrheit wie immer in der Mitte …

Aber bevor Sie sich in gerechtem Zorn über das intolerante Russland versinken, möchte ich hier ein wissenschaftliches Experiment vorstellen, über das ich irgendwann im Internet gestolpert bin.

Mäuseexperiment

Kurz:

Der amerikanische Wissenschaftler und Ethologe John B. Calhoun führte ein erstaunliches Experiment „Universum-25 (rodent Universe 25)“ durch.

D. Calhoun verwendete Nagetiere als Versuchsobjekte, obwohl das eigentliche Ziel der Forschung darin bestand, die Zukunft der menschlichen Gesellschaft vorherzusagen.

Zu Beginn des Experiments wurden vier Paare gesunder Mäuse in ein Mäusehaus gesetzt, und es dauerte nur kurze Zeit, bis sie sich eingewöhnt hatten und begannen, sich in beschleunigtem Tempo zu vermehren.

Calhoun hat ein wahres Paradies für Mäuse in einer Laborumgebung geschaffen. In der Mausbehausung wurde eine für Mäuse angenehme konstante Temperatur aufrechterhalten, Futter und Wasser waren reichlich vorhanden, und es wurden zahlreiche Nester für die Weibchen angelegt. Jede Woche wurde das Mäusehaus gereinigt und in ständiger Sauberkeit gehalten, alle notwendigen Sicherheitsmaßnahmen wurden getroffen: Raubtiere oder Masseninfektionen wurden ausgeschlossen. Die Versuchsmäuse standen unter ständiger tierärztlicher Aufsicht, ihr Gesundheitszustand wurde ständig überwacht.

Bald hatten sie ihren ersten Nachwuchs. Die Eltern kümmerten sich um die Kleinen. Das „Universum 25“ ist in ein goldenes Zeitalter eingetreten. Die Mäuse liebten einander, und alle 55 Tage verdoppelte sich die Population.

Universum 25 hatte jetzt über 600 Mäuse. Für die Männchen wurde es schwieriger, ihr Revier zu verteidigen, nun mussten sie sich durch die Gänge zwängen, es gab fast keine freien sozialen Rollen mehr, sowie Freiraum. Es gab erste Ausgestoßene. Sie begannen sich in Gruppen zu versammeln – ihre Einsätze stießen auf erbitterten Widerstand.

Alleinstehende Weibchen haben sich in die obersten, unzugänglichen Nester zurückgezogen, und bei Männchen wurde zunehmend ausgeprägter Narzissmus beobachtet.

Ein trauriges Ende

Die Männchen wurden passiver und die Weibchen aggressiver. Die Population begann allmählich zu schrumpfen. Die Männchen kämpften nicht mehr um die Weibchen, sie aßen, tranken und schliefen nur noch. Auf diese Männchen folgten die Weibchen, die aufhörten zu gebären. Manche begannen, die eigenen Jungen zu töten. Mäuse haben begonnen, Homosexualität zu praktizieren. Das Paradies wurde allmählich zur Hölle. Die Mäuse starben aus.

Am 1780. Tag nach Beginn des Experiments starb der letzte Bewohner des „Mäuseparadieses“. Unter idealen Bedingungen zerstörten die Mäuse schließlich ihre eigene Population … Hm … 🤔🤔🤔

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