TL-Blog ► Wie und wann feiert man in Russland Weihnachten? ► Warum feiert man in Russland Weihnachten im Januar? ► Alte Traditionen und Omen
Weihnachten ist ein Feiertag, der in allen Zweigen des Christentums vorkommt und an die Geburt von Jesus erinnert. Die russisch-orthodoxe Kirche hat dafür einen besonderen Tag eingeführt, und die russischen Traditionen, Weihnachten zu feiern, unterscheiden sich deutlich von den deutschen. Also, wie und wann feiert man in Russland Weihnachten?
Wann feiert man in Russland Weihnachten?
Russland ist das Land, in dem der orthodoxe julianische Kalender das Datum von Weihnachten bestimmt. Daher feiert ein Russe diesen Feiertag am 7. Januar. In Deutschland verwenden die Christen, wie auch in vielen anderen Ländern, den gregorianischen Kalender und feiern Weihnachten am 25. Dezember. Die Daten sind jedoch nicht der einzige Unterschied. Wie man in der russischen Kultur Weihnachten feiert, beruht auf einer ungewöhnlichen und komplizierten Geschichte.
Warum feiert man in Russland Weihnachten im Januar?
Dieser religiöse Feiertag wird seit Ende des 10. Jahrhunderts gefeiert, und zwar seit der russische Fürst Wladimir getauft wurde.
Zwischen dem julianischen und dem gregorianischen Kalender gab es im Laufe der Zeit einen großen Unterschied bei den Daten. Man feiert Weihnachten am 25. Dezember nach dem gregorianischen Kalender, der in Russland als „neuer Stil“ bezeichnet wird. Der 7. Januar ist das orthodoxe Weihnachtsfest nach dem julianischen Kalender, auch „alter Stil“ genannt.
In Russland wird Weihnachten im Gegensatz zu Deutschland und anderen Ländern im Januar gefeiert. Dies war jedoch nicht immer der Fall.
Bis 1918 verwendeten die orthodoxe Kirche und der Rest des Landes den Julianischen Kalender, sodass man Weihnachten in Russland am 25. Dezember gefeiert hat. Doch dann wurde die Sowjetunion gegründet, was eine große Veränderung mit sich brachte.
Zunächst führte der Staat den Kalender des „Neuen Stils“ ein, jedoch blieb die orthodoxe Kirche bei dem alten julianischen Kalender, was eine Verschiebung des Datums für das Weihnachtsfest bedeutete: Es wurde nun im Januar und nicht mehr im Dezember gefeiert.
Und bald darauf, im Jahr 1929, wurde der alte Feiertag in der UdSSR offiziell verboten. Der Grund dafür war einfach: Der neue Staat predigte den Atheismus, und das religiöse Weihnachtsfest passte ihnen nicht ins Konzept. Dafür hat sich ein neues Winterfest durchgesetzt – Silvester.
Natürlich gab es in Sowjetrussland Gläubige, die Weihnachten trotzdem feiern wollten. Aber sie mussten dies im Geheimen tun, da das Risiko im Gefängnis zu landen sehr groß war. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion im Jahr 1991 kehrte das Weihnachtsfest offiziell in Russland zurück.
Wie feiert man Weihnachten in Russland – Die alten Traditionen
Die Art der russischen Kultur, Weihnachten zu feiern, ist reich an vielen volkstümlichen Traditionen, deren Erinnerung trotz des Verbots des Festes erhalten geblieben ist. Zum Beispiel alle Verwandten zum abendlichen Weihnachtsessen einladen. Außerdem ladet der russische Gastgeber seine Bekannten ein, die keine Familie hatten. Ein besonderer Empfang bereitet man einsamen Reisenden.
Der Weihnachtstisch wird je nach Wohlstand der Familie mit verschiedenen Leckereien gedeckt. Zu den unverzichtbaren Gerichten, die die Hausfrauen an jedem Feiertag zubereiteten, gehören die traditionellen russischen Torten und Pfannkuchen.
Die Reste des Weihnachtsessens werden nach draußen gebracht und außerhalb des Dorfes abgestellt. Dies macht man, um Wölfe und andere Raubtiere zu besänftigen: Sie sollen lieber fressen und nicht das Vieh der Bauern angreifen. Mit einem Wort, die russische Kultur verlangt, dass man an Weihnachten zu allen freundlich sein sollte.
Was bedeutet «колядовать»?
Es ist ein alter russischer Brauch, der nicht mit der orthodoxen Kirche verbunden ist, aber am Vorabend und nach Weihnachten immer noch sehr beliebt ist. Beim колядовать (koljadowat‘) geht man von Tür zu Tür, verkleidet sich, um nicht erkannt zu werden, singt besondere Lieder (колядки/Carols) und bittet die Gastgeber um eine Süßigkeit. All dies wird in dem berühmten Werk „Nacht vor Weihnachten“ von Nikolai Gogol ausführlich beschrieben. Der ähnlichste Brauch in der europäischen Kultur dafür ist Halloween. Das moderne russische Weihnachtsfest findet in der Regel ohne diesen Brauch statt, aber in einigen Dörfern erinnern sich die Menschen immer noch an diese Tradition.
Wie feiern die vornehmen Menschen Weihnachten?
Die vornehmen Menschen in Russland haben keine besonderen Weihnachtstraditionen wie in Deutschland. Da Silvester in Russland ein beliebterer und angesehenerer Feiertag ist, wird das religiöse Weihnachten von den meisten Russen nur als ein freier Tag angesehen. Alle alten Traditionen sind in Vergessenheit geraten oder wurden auf den Silvesterabend verlegt.
Der Grund für diesen großen Unterschied liegt in den Jahren der Sowjetunion, als Weihnachten verboten wurde und im Kreise der Familie nur Silvester gefeiert werden konnte.
Wie feiern gläubige Menschen?
In der Nacht des orthodoxen Weihnachtsfestes, vom 6. auf den 7. Januar, finden in allen russischen Kirchen festliche Gottesdienste statt. Zum Weihnachtsgottesdienst kommt die ganze Familie. Es ist üblich, während der Zeremonie zu stehen und nicht zu sitzen. Außerdem wird im Fernsehen der Weihnachtsgottesdienst aus der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau gezeigt.
Weihnachten am 7. Januar ist ein Feiertag, der von der orthodoxen Kirche sehr verehrt wird. Nur Ostern ist für die Gläubigen noch wichtiger. Dem orthodoxen Weihnachtsfest geht eine 40-tägige Weihnachtsfastenzeit voraus.
Welche Omen gibt es an Weihnachten in Russland?
Die russische Kultur hat viele Omen bewahrt, die vorhersagen, wie das Jahr nach Weihnachten verlaufen wird.
Zum Beispiel:
Wenn in der Weihnachtsnacht viele Sterne zu sehen sind, dann gibt es im Sommer auch viele Beeren.
Der Frühling wird kalt sein, wenn es an diesem Tag warm ist.
Wenn am ersten Weihnachtsfeiertag Neumond ist, wird es keine gute Ernte geben.
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